Stillfreundlichkeit in Deutschland 

Unabhängig davon, wie und aus welchen Gründen, Lebensumständen und persönlichen Abwägungen sich Mütter bzw. Eltern für welche Ernährungsweise ihrer Säuglinge entscheiden, sollte es für alle potentiellen Ernährungsweisen ausreichend objektive Informationen und Aufklärungsangebote auch über die jeweiligen Für und Wider geben. Ein Ziel dabei muss auch sein, gesellschaftliche Akzeptanz und entsprechende Rahmenbedingungen für alle potentiell möglichen, privaten Entscheidungen zur Ernährung von Säuglingen zu schaffen. In den letzten Jahren lässt sich ein Rückgang der Stillquote beobachten. In den Geburtsjahrgängen 2012 bis 2016 wurden 40 Prozent der Säuglinge in den ersten vier Lebensmonaten gestillt. (https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/96853/Deutschland-hat-Nachholbedarf-bei-der-Stillfoerderung). Laut einer Studie aus dem Jahr 2017 (https://lansinoh.de/lansinoh-stillstudie-2017/) stelle besonders das Stillen in der Öffentlichkeit für viele Mütter eine besondere Herausforderung dar. Obwohl fast die Hälfte der befragten deutschen Frauen Stillen in der Öffentlichkeit als etwas Natürliches ansieht, berichteten mehr als 20 Prozent, dass sie für Stillen in der Öffentlichkeit kritisiert wurden. Die Nationale Stillkommission in Deutschland wurde 1994 am Robert-Koch-Institut gegründet und ist seit 2019 am Max Rubner-Institut und dort am Institut für Kinderernährung angesiedelt. Sie berät die Bundesregierung in Fragen rund um das Thema Stillen (https://www.mri.bund.de/de/themen/nationale-stillkommission/nationale-stillkommission/).Das internationale Forschungsvorhaben „Becoming Breastfeeding Friendly (BBF)“ hat am 5. Juni 2019 in Berlin auf der Fachkonferenz „Wie stillfreundlich ist Deutschland?“ eine systematische Bestandsaufnahme zum Stand der Stillförderung in Deutschland vorgestellt. (https://www.bzfe.de/service/news/aktuelle-meldungen/news-archiv/meldungen-2019/juni/neue-empfehlungen-zur-stillfoerderung/) Deutschland wurde im Zuge dieser Studie als „moderat still-freundlich“ bewertet.  Aus Sicht der Fragesteller ergibt sich daher Informationsbedarf bezüglich der Aktivitäten der Bundesregierung zur Stillfreundlichkeit in Deutschland.

Kleine Anfrage (Drucksache 19/24665, vom 25.11.2020)

Wir fragen die Bundesregierung:

1. Welche statistischen Daten hat die Bundesregierung zur Stillquote und zum Stillverhalten erhoben?

2. Auf Grundlage welcher internationalen und nationalen Empfehlungen gestaltet die Bundesregierung ihre Aktivitäten und Maßnahmen im Bereich der Stillförderung?

3. Wie stellt sich nach Ansicht der Bundesregierung die derzeitige Situation in Deutschland im europäischen Vergleich sowie im Blick auf die internationalen und nationalen Empfehlungen dar?

4. Welche Forschungsvorhaben zum Stillverhalten hat die Bundesregierung seit 2014 gefördert (bitte Höhe der Fördermittel und Laufzeit angeben)?

5. Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung aus diesen Forschungsvorhaben gezogen?

6. Welche Hilfs- und Beratungsangebote existieren im Verantwortungsbereich der Bundesregierung (bitte gegebenenfalls Höhe der Förderung/Haushaltskosten angeben)?

7. Welche Informationen hat die Bundesregierung über bestehende Fort- und Weiterbildungen für Hebammen, Pflegekräfte und ärztliches Personal im Bereich der Stillförderung?

8. In welcher Stückzahl wurden die von der Nationalen Stillkommission herausgegebenen Infoblätter für Schwangere und Mütter in den letzten 10 Jahren angefordert (bitte nach verfügbaren Sprachen aufschlüsseln)?

9. Wie hat sich nach Kenntnis der Bundesregierung die Stillquote in Deutschland innerhalb der letzten 10 Jahre entwickelt?

10. Wie hat sich nach Kenntnis die Bundesregierung die Stilldauer in Deutschland innerhalb der letzten 10 Jahre verändert?

11. Welche Entwicklungen zeigen sich nach Kenntnis der Bundesregierung bezüglich des Stillverhaltens in Deutschland innerhalb der letzten 10 Jahre?

12. Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung über ausbleibende oder verkürzte Stillzeiten?

13. Welche Aktivitäten hat die Bundesregierung bisher unternommen, um Deutschland stillfreundlicher zu machen?

14. Sieht die Bundesregierung Handlungsbedarf, um die Akzeptanz von Stillen in der Öffentlichkeit zu verbessern? Wenn ja, welche? Wenn nein, warum nicht? Bitte begründen.

15. Welche Regelungen in den Bundesministerien ermöglichen die Vereinbarkeit von Stillen und Beruf (auch bauliche Maßnahmen wie z. B. Stillräume)?

16.Fördert die Bundesregierung Maßnahmen und Initiativen von Stillfreundlichkeit am Arbeitsplatz? Wenn ja, welche? Wenn nein, warum nicht? Bitte begründen.

Hier sind die Originalschriftstücke zum Download

Kleine Anfrage-1924665-Stillfreundlichkeit

Antwort-1924665-Stillfreundlichkeit