FDP-Chef Christian Lindner fordert eine klare Richtungsentscheidung für Deutschland. „Eine grundlegende Neuaufstellung unseres Landes ist nötig“, sagte Lindner im Interview mit dem „Spiegel“.
Deutschland brauche einen wirtschaftlichen Aufbruch, ähnlich einer neuen Gründerzeit und das in eine klare wirtschaftliche Richtung. Der Finanzminister warnt, dass Unsicherheiten in der Wirtschaftspolitik Investitionen abschrecken: „Ich bin inzwischen der Überzeugung, dass die Unsicherheit über die Grundanlage der Wirtschafts- und Finanzpolitik in den nächsten Jahren selbst ein Faktor für die Wachstumsschwäche ist.“
Dieser Abwärtstrend müsse gestoppt werden, um wieder ein stabiles Umfeld für Unternehmen zu schaffen. „Ich jedenfalls kann mich nicht damit abfinden, dass unser Land vor zehn Jahren auf Platz sechs der globalen Wettbewerbsfähigkeit war und nun auf Platz 24 angekommen ist. Und das wird man nicht reparieren können mit weißer Salbe oder mit ein paar Schulden, sondern da geht es um eine grundlegende Neuaufstellung unseres Landes“, machte Lindner deutlich.
Mehr Staat oder bessere Rahmenbedingungen?
Die zentrale Frage sei, so Lindner auf X, ob der Weg über mehr Staat und Subventionen führen sollte oder über bessere Rahmenbedingungen – weniger Bürokratie, niedrigere Energiekosten und Steuern. Für ihn ist klar: Nur verbesserte Rahmenbedingungen können die dringend nötigen privaten Investitionen ankurbeln. „Wenn ein Standort nicht wettbewerbsfähig ist, bleiben private Investitionen aus.“ Die Freien Demokraten sind überzeugt, dass es ohne privates Kapital nicht geht. 90 Prozent der Investitionen in Deutschland kommen von privaten Akteuren, staatliche Investitionen machen lediglich 10 Prozent aus. Für Lindner ist das ein deutliches Signal: „Der Staat allein kann den Investitionsstau nicht lösen“. Die staatliche Förderung bestimmter Technologien lehnt Lindner ab, zukünftige Wirtschaftsstruktur sollte sich laut Lindner im freien Ideenwettbewerb entwickeln – „Das Modell heißt Soziale Marktwirtschaft.“
Zusätzlich müssen die staatlichen Ausgaben auf den Prüfstand. „Wenn wir nicht so viel Geld ausgeben müssten für Zinsen und wenn unser Sozialstaat treffsicherer ist, also wenn er mehr Menschen aus der Situation der Unterstützung in den Arbeitsmarkt zurückbringen würde, dann würden Milliarden Mittel frei werden, die wir zusätzlich für die Modernisierung unseres Landes einsetzen müssen,“ erläuterte Lindner. Er kritisierte dabei, dass die öffentlichen Haushalte in Deutschland stark konsumgeprägt sind – das heißt, ein großer Teil der staatlichen Mittel fließt in laufende, direkt konsumierte Ausgaben, anstatt in Investitionen, die das Wachstum langfristig fördern könnten. Hohe Sozialausgaben, Zinszahlungen für bestehende Schulden und Gelder für veraltete Strukturen, etwa in der Verwaltung, binden Mittel.
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