FDP-Bundestagsabgeordnete Nicole Bauer besuchte Flottweg SE, um mit dem Vilsbiburger Unternehmen über Nachhaltigkeitsaspekte zu sprechen.

Fritz Colesan, Vorstandssprecher von Flottweg, hatte vorneweg zwei positive Nachrichten: man halte trotz Krise im Großen und Ganzen an den Firmenzielen für 2025 fest und das Unternehmen plane fest, attraktivster Arbeitgeber über die Grenzen der Region Landshut hinaus zu werden.

Allerdings, so Colesan, sei die Entwicklung über dieses Jahr hinaus schwierig zu planen: Investitionen in Trenntechniklösungen, die Flottweg produziert, würden von den Kunden nun gerne in die Zukunft geschoben. Alternativ: Investitionen werden von Kundenseite in vielen Fällen hinausgezögert, bis sich ein klareres Bild über die Auswirkungen der Corona Krise ergeben hat.

Bauer bedauerte dies, fügte aber hinzu, dass sie als Mitglied im Nachhaltigkeitsausschuss des Deutschen Bundestages durchaus hohes Potential für die Technologien von Flottweg hinsichtlich zum Beispiel der Novellierung der Düngeverordnung, aber auch vielen weiteren Anwendungsbereichen sehe. Colesan erläuterte, inwiefern die Technik von Flottweg auch in der Landwirtschaft hilfreich sein kann: Gülle werde so weit separiert, dass Phosphor und Stickstoff zielgerichtet entsprechend der Wachstumsperiode ausgebracht werden können. Der Feststoff beinhaltet den Phosphor und dient als hochwertiger Langzeitdünger, die Flüssigphase mit dem mineralischen Stickstoff ist fachlich betrachtet ein flüssiger Mineraldünger, frei von Feststoffen.

„Die Probleme mit der Gülle werden wir nicht von heute auf morgen lösen“, erklärte Bauer. Auch, weil die Politik immer neue Vorschriften erlasse, statt alte auf den Prüfstand zu stellen und auf Fortschritt zu setzen: „Technologieaffine Abgeordnete sind im Bundestag leider stark unterrepräsentiert“, gab die Diplom-Wirtschaftsingenieurin zu. „Dabei könnte es auch mit der Düngeverordnung aus 2017 funktionieren, wenn wir technischen Fortschritt zulassen.“ Die im März 2020 erlassene Verschärfung lehne sie aber auch fachlichen Gründen ab. So habe der Untersuchungszeitraum nicht ansatzweise gereicht, um eine Verschärfung zu rechtfertigen – es dauere Jahre, bis sich die Wirkung der Verordnung in den Messungen niederschlage.

Gerade im Bereich Abwasser sieht Colesan noch sehr viele Chancen für Deutschlands Umwelttechnologie: mit der Modernisierung der Verfahren und technischen Ausstattung könnten Betriebskosten gesenkt, mit dem Bau weiterer Klärstufen der Stoffeintrag in die Gewässer weiter reduziert werden. „Jeder spricht über Umweltverschmutzung im Wasser – aber im Moment blockiert da noch der Staat. Weitere Klärstufen werde nicht gefördert“, kritisierte Bauer. So dauere es oft Jahrzehnte, bis eine entsprechende, längst vorhandene Technologie in Klärwerke eingebaut werde.

Colesan machte auch die unterschiedlichen Zulassungsverfahren des Bundesimmissionsschutzgesetzes für den stockenden Fortschritt von Umwelttechnologien verantwortlich. „Es braucht eine bundesweit einheitliche Lösung“, forderte er.